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Beispiele aus der Praxis

Kein Mensch ist wie der andere – so ist auch die Beratungsarbeit individuell und facettenreich. Die Themen decken eine große Bandbreite ab, sie reichen von A wie Arbeitslosengeld bis Z wie Zusatzleistungen im Transferbezug. Manche Ratsuchende kommen, um Schulden vorzubeugen (Prävention), bei anderen steht die Existenzsicherung im Vordergrund (Krisenintervention).

Folgende Beispiele geben einen kleinen Einblick in unsere Beratungspraxis.

Veränderte Finanzsituation durch angehende Rente

Herr M. steht kurz vor der Rente. Er lebt allein und arbeitet als Freiberufler im Bildungsbereich. Der Klient wurde über das Sozialbürgerhaus an FIT-FinanzTraining vermittelt, um die existierende finanzielle Schieflage des Haushalts zu beleuchten.

Nach dem ersten Beratungstermin konnten folgende Zielsetzungen festgelegt werden:

  • Die Schulden bei der Bank und bei Freunden sollten reguliert werden.
  • Über die Beratungsstelle der Rentenversicherung sollte eine Rentenklärung erfolgen.
  • Versicherungen sollten auf den Prüfstand kommen.
  • Eine mögliche Einkommenserhöhung sollte besprochen werden.

Dem Ratsuchenden war es wichtig, seine Ausgaben durch einen möglichen Wohnungswechsel zu senken und Rücklagen z.B. für Steuerzahlungen und einen möglichen Urlaub zu bilden.

Im Laufe der Beratungszeit bei FIT konnten folgende Ergebnisse erzielt werden:

Die FIT-Beraterin motivierte Herrn M., aktiv den Wohnungswechsel anzugehen: Durch einen Umzug konnte er die Ausgaben für Miete und Nebenkosten erheblich senken. Mit ihm wurden in der Beratung Wege der Schuldenregulierung besprochen. So verkaufte Herr M. z.B. Wertgegenstände, um die Schulden zu tilgen. Ihm wurde nahegelegt, durch weitere freiberufliche Aufträge seine Einnahmen zu steigern, um die gewünschten Rücklagen für seinen Urlaub zu bilden. Die Klärung des Rentenkontos durch die Rentenversicherung war sehr ernüchternd. Es wurde ersichtlich, dass die Rentenhöhe im Bereich der Grundsicherung liegen wird, sich Herr M. aber mit Unterrichten etwas dazu verdienen kann.

Zum Ende der Beratung bei FIT hat Herr M. gelernt auch mit einem geringen Einkommen zurecht zu kommen.

Allen Ansprüchen genügen? Familie stellt alles auf den Prüfstand

Familie K. wurde über Bekannte auf FIT-FinanzTraining aufmerksam. Das Ehepaar hat drei Kinder, alle im Grundschulalter. Frau K. arbeitet in Teilzeit mit zusätzlichem Nebenjob, Herr K. in Vollzeit.

Schon im Erstgespräch wurde deutlich, dass die Familie in einem starken Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Anerkennung und engem finanziellen Spielraum steht: Die Wünsche der Kinder sollten erfüllt werden, sie sollten die gleichen Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bekommen wie andere Kinder. Durch „das mit anderen mithalten wollen“ stand die Familie unter starkem psychischen Druck. Das Haushaltsbudget war ständig knapp und musste häufig durch einen Dispositionskredit aufgestockt werden.

Ziel der Beratung war es, mit geeigneten Mitteln eine Entlastung für die Familie zu schaffen.

In der FIT-Beratung wurden mit der Familie eine genaue Analyse des Haushaltsplans durchgeführt, alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt und deren Wichtigkeit reflektiert.

Im Ergebnis konnten Kostensenkungen durch günstige Alternativen z.B. in der Freizeitgestaltung gefunden werden. Der Dispo wurde nicht mehr genutzt. Auch Rücklagenbildung war nun durch die Einsparungen möglich und vermittelte das Gefühl, „sich zwischendurch etwas gönnen zu können“.

Hilfreich und für die Familie auch zukünftig ein wichtiges Instrument sind die täglichen Aufschreibungen der Ausgaben mittels eines Haushaltsbuches. Zudem wurde das Selbstbewusstsein der Familie gestärkt. Ihre Einstellung hat sich dahingehend verändert, dass eine Abgrenzung zum Umfeld stattgefunden hat.

Umgang mit Geld lernen – kein Buch mit sieben Siegeln

Frau P. ist alleinerziehend mit zwei Kindern und arbeitet in Teilzeit. Durch ihre gut bezahlte Tätigkeit und die Unterhaltszahlungen für die Kinder verfügt Frau P. über ein verhältnismäßig hohes Einkommen. Sie wurde durch einen Flyer auf FIT-FinanzTraining aufmerksam. Sie wandte sich an die Beratungsstelle mit dem Anliegen, dass sie „kein gutes Verhältnis zu Geld habe und nicht wisse, wohin dieses fließt“. 

Zielsetzung der Beratung bei FIT waren die Prüfung und Reflexion der Ausgaben, vor allem bei Versicherungen und Mitgliedschaften, die Einteilung von Geld innerhalb der Familie (Taschengeld) sowie die Erhöhung des finanziellen Spielraums für Freizeit und Urlaub. Auch der Punkt Altersvorsorge sollte besprochen werden.

In der Beratung konnten folgende Ergebnisse erreicht werden: Die Analyse der Ausgaben zeigte, dass einige Mitgliedschaften gekündigt, bestehende Versicherungen aber aus Gründen der Risikoabsicherung beibehalten wurden. Um Kosten für das eigene Fahrzeug zu senken, wurde über Möglichkeiten wie Fahrgemeinschaften, Carsharing und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nachgedacht. Frau P. stand diesen Ideen aufgeschlossen gegenüber. Auf Empfehlung der FIT-Beraterin konnte Frau P. mit der Tochter einen fixen Budgetbetrag für deren Taschengeld aushandeln. Die Familie hatte nach der Beratung mehr finanziellen Spielraum für Freizeit und Urlaub und durch die Aufschreibungen mittels eines Haushaltsbuches einen guten Überblick über die Ausgaben. Die bestehende Altersvorsorge war noch nicht abschließend geprüft; die Klientin wurde auf entsprechende Beratungsstellen hingewiesen, woraufhin sie dieses Thema selbständig weiterverfolgen wollte.

Welche finanziellen Ansprüche können geltend gemacht werden?

Frau S. wurde durch das Sozialbürgerhaus bei FIT angemeldet. Die alleinerziehende Mutter eines Teenagers arbeitet in Teilzeit im Einzelhandel und hatte bis vor kurzem zusätzlich einen Minijob, „um sich über Wasser zu halten“. Frau S. war immer stolz „nie Geld vom Staat“ in Anspruch nehmen zu müssen. Durch die Corona-Pandemie ist der Minijob als wichtige Einkommenssäule weggebrochen. Frau S. hatte bereits Miet- und andere Schulden sowie eine Kontopfändung. Ziel der Beratung bei FIT sollte die Erarbeitung eines nachhaltigen Haushaltsplans sein, damit keine neuen Mietschulden auftreten. Weiterhin sollten Wege aus den Schulden aufgezeigt werden.

Folgende Ergebnisse konnten durch die Beratung bei FIT erreicht werden: Die Mietschuldenproblematik wurde im Sozialbürgerhaus durch die dortige Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (FaSt) bearbeitet. Da Frau S. durch die geringeren Einkünfte nicht mehr in der Lage war, vereinbarte Ratenzahlungen einzuhalten, kam es zur Kontopfändung. Die FIT-Beraterin informierte über das Einrichten eines sog. Pfändungsschutzkontos (P-Konto). Zudem wurde gemeinsam ein Haushaltsplan erstellt, um einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu erhalten. Das Aufzeigen realistischer Lösungsmöglichkeiten half Frau S., den bisherigen Weg zu überdenken, die aktuelle Situation zu akzeptieren und Änderungen einzuleiten. Frau S. wurde von der FIT-Beraterin ermutigt, soziale Transferzahlungen, die ihr von staatlicher Seite zustehen, in Anspruch zu nehmen. So beantragte sie den „Kinderzuschlag“ und auch die „Leistungen für Bildung und Teilhabe“ für ihre Tochter. Damit konnten z.B. Kosten für das Schulessen und Fahrtkosten reduziert werden. Weiterhin machte die Beraterin aufmerksam, dass eine Prüfung eines etwaigen Wohngeldanspruches sinnvoll wäre. Im weiteren Verlauf der Beratung wurde der Umgang mit den Schulden thematisiert. Es wurde eine Gläubigerübersicht erstellt und die Anmeldung bei der Schuldnerberatung vorbereitet.

Viel zu tun – viel erreicht

Familie P. wurde über die Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit (FaSt) bei FIT-FinanzTraining angemeldet. Die Kündigung der viel zu kleinen Wohnung konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, die Räumungsklage stand fest. Die sechsköpfige Großfamilie benötigte dringend neuen Wohnraum. Die beengten Wohnverhältnisse führten in der Familie zu Konflikten und letztlich auch dazu, dass Herr P. seine Arbeit verlor. Die Familie stand bei der Erstberatung unter starkem psychischen Druck.

Aufgabe der FIT-Beratung war es, die Einkommenssituation sowie mögliche Ansprüche auf Sozialleistungen zu klären. Aufgrund von Verständnisproblemen leistete FIT Hilfestellung bei der Beantragung von sozialen Leistungen, wie Familiengeld, Wohngeld und Kinderzuschlag. Für die Familie war es auch schwer, die erforderlichen Unterlagen fristgerecht abzugeben, wodurch es nur langsam zu positiven Ergebnissen kam.

Das Thema Wohnungssuche stand im Vordergrund. Die FIT-Beraterin erläuterte, wie das Suchsystem mit dem Online-Portal SOWON des Wohnungsamtes funktioniert und befähigte die ratsuchende Familie, dies selbst durchzuführen. Nach gut einem Jahr erhielt die Familie eine neue Wohnung. Nachdem nun wieder etwas Ruhe eingekehrt war, konnte sich Herr P. auch wieder auf die Arbeitssuche konzentrieren.

Weiterhin stand das Thema Schulden im Fokus der FIT-Beratungen. Die Beraterin erwirkte, dass der Haushalt ein Pfändungsschutzkonto einrichtete, damit die Einkünfte geschützt waren. Im weiteren Verlauf der Beratung wurde der Haushalt unterstützt, die Schulden schrittweise durch mögliche Ratenzahlungen zu begleichen.

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